Calvados Louis de Lauriston, Domfront

Ein wenig Geschichte…

In der Gegend um Domfront, in der von Gehölzen durchzogenen Landschaft der Normandie, am Entstehungsort des Calvados «Comte Louis de Lauriston», sind seit jeher jene kleinbäuerlichen Familien zu Hause, die ihren Erwerb auf dem von Hohlwegen und undurchdringlichen Hecken bemessenen Land finden. In dieser alles verbergenden und schützenden Umgebung war es nur natürlich, sich in stürmischen Winternächten dem Schwarzbrennen zu widmen. In aller Hast und unter der Gefahr entdeckt zu werden, entstand hier manch guter alter Calvados. Das ging gut bis zu jener Nacht im Jahre 1962, als diensteifrige Zöllner die Schwarzbrenner bei ihrem verbotenen Treiben in flagranti überraschten. Sogleich erschienen die Nachbarn der Höfe ringsum – so rasch wie geheimnisvoll hatte sich das Lauffeuer verbreitet, einer der ihren sei in Gefahr. Plötzlich in der Unterzahl, sahen sich die Zöllner an eine Stallwand gedrängt, angestrahlt vom Scheinwerferlicht der im Halbkreis aufgefahrenen Wagen und Traktoren. Die Lage spitzte sich derart zu, dass man eilends den Comte Louis de Lauriston herbeirief. Als Generalsekretär des Bauernverbandes erwartete man von ihm, dass er einen Ausweg aus der verfahrenen Situation fände. Nach nicht enden wollender Verhandlung kam man schliesslich überein, die gebotene Bestrafung der Delinquenten fallen zu lassen unter der Bedingung, dass eine Kellerei eingerichtet werde, in der die Erzeuger ihren nach Gesetz und Regel gebrannten Calvados fortan abliefern sollten. Comte Louis de Lauriston erklärte sich bereit, das Projekt zu verwirklichen. Er wurde Gründer und erster Präsident der «Chais du Verger Normand», deren Schicksal er aber alsbald in die Hände seines Vizepräsidenten Maurice Chevret legte, um sich anderen Aufgaben widmen zu können.

So liefern nun seit 1962 die landwirtschaftlichen Erzeuger den nach den Regeln ihrer Kunst gebrannten Calvados an die Kellerei «Les Chais du Verger Normand» in Domfront, die ihn unter dem Markennamen «Comte Louis de Lauriston» vermarktet. So sorgen die Obstbauern nach wie vor für den dauerhaften Bestand an altem Calvados, dessen herausragende Qualität zahlreiche Prämierungen – bislang sind es 157 Medaillen und Diplome – bezeugen.

Die Bestimmungen für Appellations Contrôlées hoben bislang nur den Calvados aus dem Pays d’Auge hervor, angesichts der Qualität dieses Destillats zweifellos zu Recht. Dies führte jedoch zum Schattendasein eines anderen grossen Gewächses: des Calvados aus dem Domfrontais. Seit einiger Zeit nun macht dieser Calvados wieder von sich reden. Seine hervorragende Qualität und seine unverwechselbare Note finden viel Anerkennung.

Seine Originalität verdankt er dem hohen Anteil an Birnen (Poires à poiré), der den Cidre-Äpfeln beigemischt wurde. Sein Ursprung aus schiefer- und granithaltigen Böden und die Destillierung in einem einzigen Brennvorgang kennzeichnen seinen Charakter.

Als typischer Calvados aus dem Domfrontais besitzt er eine blumig fruchtige Note, dazu Feinheit und Eleganz. Lebhafter, trockener und weniger komplex als sein Vetter aus dem Pays d’Auge bewahrt er mit zunehmender Reife die ganze Fülle seiner Fruchtaromen – ein letztlich den Birnen zu verdankender Effekt. Unverkennbar unterscheidet er sich von den holz- und gewürzbetonten Aromen eines Cognac oder Armagnac.

Die Erzeuger aus dem Domfrontais erkannten erst allmählich die Notwendigkeit, eine dem Charakter ihres Produktes gebührende Appellation Contrôlée zu erwirken. Und wieder war es Louis de Lauriston, der hier helfen sollte. Dreissig Jahre nach Gründung der «Chais du Verger Normand» war Louis de Lauriston erneut bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen. Als Präsident der Interessengemeinschaft für die Schaffung der «Appellation Contrôlée Calvados Domfrontais» gelang ihm deren Anerkennung im Jahr 1997.

In den 60er und 70er Jahren war die Vermarktung des Calvados noch problemlos, denn seine Abnehmer fanden sich fast nur im Nordwesten Frankreichs. Mit zunehmender Landflucht verzeichneten dann die 80er Jahre einen deutlichen Absatzrückgang in seinem Herstellungsgebiet. Zugleich aber fanden die Calvados der Spitzenklasse mehr und mehr Freunde in ganz Frankreich und sogar jenseits der Grenzen. So wuchs der Exportanteil von 18% in 1978 auf 50% im 1990.

Angesichts fehlender Verkaufsstrukturen – sowohl für den Inlandsmarkt wie für den Export – machte man sich bei den «Chais du Verger Normand» auf die Suche nach einem Geschäftspartner mit Zugang zu den neuen Absatzmärkten. Man fand ihn 1992 und schloss ein Geschäftsabkommen mit der Christian Drouin SA, einer Erzeugerin aus dem Pays d’Auge. Das Abkommen regelt, dass der von den angeschlossenen Produzenten gelieferte Calvados bei der Christian Drouin SA ausgebaut und von ihr vermarktet wird, und dass Fasslagerung und Flaschenabfüllung weiterhin bei den «Chais du Verger Normand» in Domfront erfolgen. Ausserdem übertrug es den Markennamen «Comte Louis de Lauriston» von Louis de Lauriston an die Christian Drouin SA. Daran knüpfte er die Bedingung, die überragende Qualität des Calvados «Comte Louis de Lauriston» zu wahren.